Einleitung
Sicherung der Qualität der stationären Versorgung von Herzinfarktpatientinnen und -patienten ist das vorrangige Ziel des B2HIR. Diesem Ziel haben sich seit 1998 Vertreter aus fast allen Berliner kardiologisch tätigen Abteilungen und seit 2014 auch Vertreter aus Brandenburger Kliniken verpflichtet: Sie wollen zum Wohle ihrer Patientinnen und Patienten die stationäre Herzinfarktversorgung verbessern.
Mit seinem regionalen Ansatz und der Datenerhebung im nunmehr 22. Jahr ist das B2HIR im Kontext der Bundesrepublik einmalig und kann nicht nur auf eine interessante Geschichte zurückblicken, sondern ist mit neuen innovativen Projekten auch für die Zukunft initiativ, wie die aktuelle Förderzusage des Projekt zur „Verbesserung der Notfallversorgung von Herzinfarktpatientinnen und -patienten in Berlin und in zwei Brandenburger Landkreisen“ durch den Innovationsfonds zeigt. In der Entwicklung über die Zeit hat sich der Anteil an Patientinnen und Patienten mit ST-Streckenhebungsinfarkt, die die nach Leitlinien empfohlene mechanisch operativ wiedereröffnende Therapie des verschlossenen Herzkranzgefässes erhalten, von 19% im Jahr 1999 auf über 90% bis heute gesteigert. Im gleichen Zeitraum sank die Kliniksterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt von 13,4% auf 6,2%.
Datenerhebungen sind nur dann sinnvoll, wenn die Daten auch aktiv genutzt und diskutiert werden. Dies ist der Grundpfeiler der Philosophie des B2HIR. Jährlich erhalten die am B2HIR teilnehmenden Abteilungen einen Bericht, in dem die abteilungsspezifischen Daten mit der Gesamtheit der ins B2HIR eingeschlossenen Patientinnen und Patienten verglichen werden. Seit 2004 wird regelmäßig auch ein Klinikvergleich durchgeführt, in dem die einzelnen Kliniken miteinander verglichen werden. Auffälligkeiten werden gemeinsam diskutiert und beobachtet.
Neben den abteilungsspezifischen Auswertungen beschäftigt sich das B2HIR auch mit Fragestellungen von übergeordnetem Interesse. So hat sich das B2HIR mit der Frage beschäftigt, warum Frauen häufiger im Krankenhaus an ihrem Herzinfarkt versterben als Männer? Oder das B2HIR hat analysiert, wie die Versorgung von Herzinfarktpatientinnen und -patienten innerhalb der regulären Dienstzeit der Ärztinnen und Ärzte im Vergleich zu außerhalb der regulären Dienstzeit aussieht. Ergebnisse dieser Auswertungen werden regelmäßig auf Kongressen vorgestellt und in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Durch die Veröffentlichungen wird das vorhandene Wissen in die tägliche Praxis überführt und trägt damit zur Verbesserung der Versorgung bei.
Das B2HIR ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Mitglieder des Vereins sind die Vertreter aus den teilnehmenden Kliniken. Die Basisfinanzierung des Vereins erfolgt über Kooperationsverträge mit den Krankenhausträgern der teilnehmenden Kliniken. Für Spezialprojekte werden zusätzliche Mittel von Dritten eingeworben. Das B2HIR kooperiert darüber hinaus mit dem Lehrstuhlinhaber am Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Prof. Dr. Wegscheider, des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
An der 1. Phase des Berliner Herzinfarktregisters (1999-2002) nahmen bis zu 27 Berliner Krankenhäuser teil. Mit einem 4-seitigen Erhebungsbogen wurden Daten zu Risikofaktoren, zum Schweregrad der Erkrankung bei Aufnahme, zu Diagnose- und Therapiestrategien und zur intrahospitalen Letalität erfasst. Im genannten Zeitraum wurden Daten von ca. 7000 Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt gesammelt. Vom 1.10.2003 – 31.3.2008 wurde das Register in einer 2. Phase mit einem verkürzten Erhebungsbogen weitergeführt. Seit dem 1.4.2008 wird das Berliner Herzinfarktregister in einer 3. Phase weitergeführt mit einem wiederum verkürzten und an die EU-weite Erhebung zum Herzinfarkt (CARDS) angepassten Erhebungsbogen. Anfang 2017 wurde das Berliner Herzinfarktregister aufgrund seiner Öffnung auch für Brandenburger Kliniken umbenannt in Berlin-Brandenburger Herzinfarktregister. Zur Zeit nehmen 25 Berliner Klinikstandorte, 3 Brandenburger Klinikverbünde und 4 Brandenburger Kliniken am B2HIR teil. Bis Ende 2018 waren Daten von 50.000 Patientinnen und Patienten erfasst.
Vorstandsmitglieder
Prof. Dr. Martin Stockburger
Chefarzt, Havelland Kliniken GmbH - Klinik Nauen
Dr. Leonhard Bruch
Chefarzt, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin gGmbH
Dr. Dr. Andreas Fried
ehemals Chefarzt, Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe
Dr. Gesine Dörr
Chefärztin, Alexianer St. Josef Potsdam GmbH
Prof. Dr. Fabian Knebel
Chefarzt, Sana Klinikum Lichtenberg
Dr. Jens-Uwe Röhnisch
Chefarzt, Vivantes Klinikum Kaulsdorf
Prof. Dr. Sebastian Spethmann
stellv. Klinikdirektor - Campus Charité Mitte
Dr. Ulrike Nimptsch
Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, TU Berlin
Dr. Henning Schaefer
Leiter der Abteilung Fortbildung/Qualitätssicherung
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Raffaella Matteucci Gothe
E-Mail: raffaella.gothe@herzinfarktregister.de
Tel: +49 (0)30 2199 5480
Maia Maisuradze
E-Mail: maia.maisuradze@herzinfarktregister.de
Tel: +49 (0)30 2199 5479
Aktivitäten im Detail
Qualitätssicherung
Die einzelne Klinik im Vergleich zur Gesamtheit
(jährliche Auswertung)
Das B2HIR schickt den am Register beteiligten Krankenhäusern jedes Jahr einen Bericht mit einer deskriptiven Auswertung ihrer gesammelten Daten zu. Der Bericht beinhaltet einen Vergleich der Patientinnen und Patienten und ihrer Charakteristika, sowie ihrer Behandlung und ihrem Outcome in dem jeweiligen Krankenhaus mit dem Gesamtdurchschnitt aller am Register teilnehmenden Krankenhäuser. Damit wird ein Beitrag zur Qualitätssicherung in der Versorgung geleistet.
Die einzelnen Kliniken im Vergleich untereinander
Im Jahr 2006 wurde erstmalig mit den Daten aus 2004 ein Workshop zum Vergleich der Versorgungsqualität in den am B2HIR teilnehmenden Kliniken durchgeführt. Dieser Klinikvergleich wird seitdem regelmäßig wiederholt und die Ergebnisse werden im B2HIR diskutiert.
Im Gegensatz zu dem deskriptiven Vergleich der einzelnen Klinik mit der Gesamtheit (s.o.) werden bei dem Klinikvergleich die einzelnen Kliniken pseudonymisiert miteinander verglichen. Dazu bedarf es einer statistisch komplexen Auswertung, um für die Unterschiede zwischen den Patientinnen und Patienten zu bereinigen und um Zufallsergebnissen aufgrund geringer Fallzahlen zu begegnen. Diese nehmen wir gemeinsam mit Prof. Wegscheider (Biometrie, UKE Hamburg) vor.
Symposien des B2HIR
Seit 2000 finden jährlich Symposien statt, in denen die Datenauswertungen den Vertretern aller am Register teilnehmenden Kliniken und der interessierten Fachöffentlichkeit präsentiert und gemeinsam mit den Ärzten diskutiert werden. Themen der Symposien der letzten Jahre waren:
2015: Wie wird Qualität der Kliniken in der Herzinfarktversorgung aus verschiedenen Perspektiven beurteilt?
2016: Aktuelle Aspekte der Behandlung des Herzinfarkts in Berlin
2017: Auftaktveranstaltung zum QS-Notfall Projekt
2018: Neues vom Berlin-Brandenburger Herzinfarktregister
2019: Neue Aspekte der Herzinfarkttherapie 2019
2021: Aktuelle Themen der Herzinfarktforschung
Monitoring
Im B2HIR findet regelmäßig ein Peer-Monitoring statt, bei dem stichprobenartig die Inhalte der B2HIR-Erhebungsbögen mit den Patientenakten verglichen werden.
Kooperationspartner
Das B2HIR kooperiert mit der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, dem Brandenburger Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz und der Ärztekammer Berlin.
Datenanalysen und Diskussionen
In Arbeitsgruppen werden anonymisierte Daten analysiert und Vorträge und Publikationen vorbereitet. Auf den regelmäßig stattfindenden öffentlichen Vorstandssitzungen finden rege Diskussionen der analysierten Daten statt. Diese Diskussionen stellen einen wichtigen Grundpfeiler der Arbeit des B2HIR dar, denn in diesen Diskussionsrunden wird krankenhaus-trägerübergreifend diskutiert und überlegt, wie die Versorgung der Herzinfarktpatientinnen und -patienten in Berlin verbessert werden könnte. Schwerpunktmäßig wurden folgende Themen bearbeitet:
- Behandlung und Ergebnisqualität von Frauen und Männern mit Myokardinfarkt
- Initiale Begleittherapie des Herzinfarkts mit ASS, Beta-Blockern, ACE-, CSE-Hemmern
- Primäre Thrombolyse im Vergleich zur PCI bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt
- Behandlung älterer Patienten (> 75 Jahre) mit akutem Myokardinfarkt
- Vergleich vier europäischer Herzinfarktregister (Berlin, Dijon, Florenz, Tartu)
- Diabetes, Gender und akuter Myokardinfarkt
- Entwicklung der Versorgung von Herzinfarktpatienten über die Zeit
- Behandlung und Outcome von Herzinfarktpatienten in Abhängigkeit vom Krankenhausaufnahmezeitpunkt (innerhalb oder außerhalb der regulären Arbeitszeit)
- Primäre PCI bei Frauen mit NSTEMI
- Vergleich von BHIR Daten mit Routinedaten der AOK Nordost (02/12 bis 01/15, BMBF gefördert)
- Antikoagulation bei Patienten mit Vorhofflimmern und ACS (04/11 bis 09/12, gefördert durch Friede Springer Herz Stiftung)
- Notärztliche Erstversorgung von Infarktpatienten
- Prästationäre Sterblichkeit am Infarkt – Analyse der Leichenschauscheine (01/16 bis 06/17, gefördert durch Friede Springer Herz Stiftung)
- QS-Notfall (03/17 bis 02/20, gefördert vom Innovationsfonds)
Datenschutz und Ethikkommission
Das B2HIR folgt der Deklaration von Helsinki und hat ein mit der Berliner Beauftragten für den Datenschutz und Informationsfreiheit und mit der Landesbeauftragten für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht Brandenburg abgestimmtes Datenschutzkonzept, sowie ein Ethikvotum der Ethikkommissionen der Ärztekammern Berlin und Brandenburg.
Öffentlichkeitsarbeit des B2HIR
- Erstellung und Verteilung von Flyern für Patienten
- Einladungen zu Pressekonferenzen im Rahmen der Veranstaltungen des B2HIR
- Erstellen von Pressemappen
- Vorträge für die Öffentlichkeit
- Mitwirkung an Herzwochen der Deutschen Herzstiftung
- Mitwirkung an der Berliner Langen Nacht der Wissenschaften
Aus- und Weiterbildung
Lehre an der Charité im Studiengang Gesundheitswissenschaften/Public Health und Betreuung von Promotionen und Abschlussarbeiten.
Sitzungsprotokolle
Vereinssatzung
Interne Geschäftsordnung
Aufnahmeantrag
Finanzierung
Das B2HIR finanziert sich aus Beiträgen der am B2HIR beteiligten Kliniken und über Drittmittel (Stand 2021):
Ärztekammer Berlin
Asklepios Klinikum Uckermark
BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin gGmbH
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Charité Universitätsmedizin Berlin
DRK Kliniken Berlin
Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe
Havelland Kliniken GmbH
Helios Klinikum Berlin-Buch
Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg
Innovationsfonds beim gemeinsamen Bundesausschuss
Jüdisches Krankenhaus Berlin
Klinikum Barnim GmbH, Werner Forßmann Krankenhaus
Krankenhaus Hedwigshöhe
Maria Heimsuchung Caritas-Klinik Pankow
Martin-Luther-Krankenhaus
Oberhavel Kliniken GmbH
Ruppiner Kliniken GmbH
Sana Kliniken Brandenburg GmbH, Sana Klinikum Lichtenberg
Sankt-Gertrauden – Krankenhaus GmbH
Schlosspark-Klinik GmbH
St. Josefs Krankenhaus Potsdam
Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt
Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH